Beim Arbeiten mit großen Baugruppen tritt im Allgemeinen das Problem auf, dass bei der Bearbeitung Wartezeiten anfallen, die den Arbeitsfluss unterbrechen.

Das liegt in der Natur der Sache, denn bei großen Baugruppen müssen extrem viele Rechenoperationen durchgeführt werden. Sei es beim Bearbeiten der Baugruppe ober beim Ändern der Darstellung der Baugruppe (z.B. zoomen oder drehen).

Anmerkung: Das, was vor wenigen Jahren als große Baugruppe galt, ist mit aktueller Soft- und Hardware eher als mittlere Baugruppe einzustufen.

Hinzu kommt noch, dass Solid Edge mit Einführung der ST4 die Performance in diesem Bereich erheblich verbessert hat.

Große Baugruppen definieren sich durch:

  • Anzahl der Teile
  • Komplexität der Teile
  • Datenvolumen

Man kann große Baugruppen nicht allein anhand einzelner dieser drei Kriterien definieren. Es ist hier immer die Gesamtheit zu sehen. Das wird auch anhand der als Beispiel verwendeten Baugruppen deutlich.

Natürlich wird die Performance auch entscheidend von der verwendeten Hardware beeinflusst. Allerdings kann man diese nicht immer nach Belieben austauschen. Man muss eben seine Konstruktionsaufgaben mit der zur Verfügung stehenden Hardware bewältigen.

Aber für das Arbeiten mit großen Baugruppen bietet Solid Edge Möglichkeiten, die Arbeit in der Baugruppe und ganz besonders bei der Zeichnungsableitung zu beschleunigen.

Maßnahmen für das Arbeiten mit großen Baugruppen in Solid Edge

In der Baugruppe:

  • Deaktivieren von nicht für die aktuelle Aufgabe benötigter Teile und Baugruppen
  • Vereinfachen von Baugruppen
  • Vereinfachen von Teilen
  • Arbeiten mit Ansichtskonfigurationen
  • Arbeiten mit Zonen (ab Solid Edge Classic)

In der Zeichnungsableitung:

  • Vereinfachen von Baugruppen
  • Vereinfachen von Teilen
  • Arbeiten mit Ansichtskonfigurationen
  • Arbeiten mit Zonen (ab Solid Edge Classic)
  • Zeichnungsansichten in Entwurfsqualität verwenden

Testreihe

Nachfolgend sehen Sie eine Testreihe, die mit 2 Baugruppen erstellt wurde. Der Test wurde mit der Version ST4 durchgeführt. Diese Testreihe bezieht sich allerdings nur auf die Performance in der Zeichnungsableitung. Die Performance in der 3D-Baugruppe ist messtechnisch nicht so präzise greifbar.

Hierzu müssten Frame-Raten oder Zeiten bis zum Reagieren auf Eingaben gemessen werden (z.B. die Zeit vom Bewegen der Space-Maus bis zum Bewegen der Baugruppe auf dem Bildschirm). Dieses ist aber ohne Testlabor so gut wie nicht möglich.

Die Performance-Steigerung ist aber deutlich spürbar, wenn auch nicht so leicht wie in der Zeichnungsableitung in Zahlen zu fassen.

Im Folgenden finden Sie die Testergebnisse, die zu diesem Thema ermittelt wurden.

Baugruppenstatistik der PBU-Testbaugruppe

Solid Edge Arbeiten mit grossen Baugruppen Abb.1 Baugruppenstatistik PBU Test

Baugruppenstatistik der Kunden-Baugruppe

Solid Edge Arbeiten mit grossen Baugruppen Abb.2 Baugruppenstatistik Kunden


Wie hier zu sehen ist, besteht die PBU-Testbaugruppe aus wesentlich mehr Teilen, eindeutigen Teilen, Unterbaugruppen und eindeutigen Unterbaugruppen.

Dennoch ist die Gesamtgröße des Dokumentes bei der PBU-Testbaugruppe wesentlich geringer.

In der PBU-Testbaugruppe sind geometrisch recht einfache Teile verbaut, während bei der Kunden-Testbaugruppe viele Teile mit Freiformflächen verbaut wurden.

Die PBU-Testbaugruppe würde man daher im Bereich der mittleren Baugruppen ansiedeln, während die Kunden-Testbaugruppe vom Verhalten her zu den großen Baugruppen zählt.

Das spiegelt sich auch eindrucksvoll in den nachfolgenden Performance-Tests wider.

Messreihen

Was wurde getestet?

Bei diesem Test drehte es sich, wie schon erwähnt, hauptsächlich um das Aktualisieren von Zeichnungsansichten, da dieses im Arbeitsfluss am meisten Zeit benötigt.

Beim Arbeiten in der Baugruppe kann man nicht benötigte Unterbaugruppen deaktivieren, ausblenden oder einfach gezielt nur eine Unterbaugruppe öffnen – je nachdem in welchem Bereich man gerade tätig ist. So ist die Performance recht einfach zu beeinflussen.

Natürlich bringen auch Vereinfachungen hier gravierende Handling-Vorteile.

In der Zeichnungsableitung ist das bei einer Zusammenstellungs-Zeichnung nicht so einfach möglich. Hier sollten Sie daher die anderen Möglichkeiten verwenden, die Solid Edge Ihnen bietet.


So wurde getestet:

Es wurden von den Testbaugruppen je 8 Zeichnungsableitungen erstellt.

Auf diesen Zeichnungsableitungen wurden jeweils 4 Ansichten eingefügt: Vorderansicht, Seitenansicht, Draufsicht und eine Isometrie.

Wie in den nachfolgend aufgeführten Tabellen zu sehen ist, wurden die verschiedenen Darstellungs- und Vereinfachungsmöglichkeiten miteinander kombiniert und entsprechend diese Zeichnungsableitungen von 01 bis 08 durchnummeriert.

Die aufgeführten Zeiten geben jeweils die Zeit an, die für das Aktualisieren der gesamten Zeichnung benötigt wurde.

Zonen wurden bei diesem Test nicht berücksichtigt, da diese einerseits nicht in allen Ausbaustufen von Solid Edge verfügbar sind, andererseits nicht zu dieser Testreihe passten. Zonen sind in der Zeichnungsableitung zwar durchaus verwendbar und auch sinnvoll, sie werden aber eher in speziellen Abwendungsfällen benötigt.

Zeichnungsableitungen der Baugruppe erstellt mit folgenden Einstellungen:

Solid Edge Arbeiten mit grossen Baugruppen Abb.3 Zeichnungsableitung Einstellungen


PBU-Testbaugruppe

Solid Edge Arbeiten mit grossen Baugruppen Abb.4 Zeiten PBU Testbaugruppe


Kunden-Testbaugruppe

Solid Edge Arbeiten mit grossen Baugruppen Abb.5 Zeiten Kunden Testbaugruppe


In diesen Tabellen ist zu sehen, dass die Möglichkeiten, die Solid Edge Ihnen bietet, eine erhebliche Zeitersparnis zur Folgen haben.

Man kann zwar nicht vorhersagen, welche Methode die beste ist, aber man sieht, dass jede Form der Vereinfachung Ihnen einen großen Vorteil bringt.

Im Allgemeinen ist es so, dass sich die Zeit, die man zum Erstellen oder Konfigurieren einer Vereinfachung aufwendet, schon beim ersten Erstellen der Ansichten bezahlt macht.

Auch wenn, wie hier im Vergleich zwischen der Kunden-Baugruppe und der PBU-Baugruppe, zu sehen ist, dass das Vereinfachen bei der Zeichnungsableitung eher bei großen Baugruppen einen Zeitgewinn bringt, so wirkt sich auch bei der PBU-Baugruppe die Vereinfachung beim Arbeiten im 3D-Assembly positiv aus und rechtfertigt somit dem Aufwand für die Vereinfachungen.

Der Performance-Gewinn bei großen Baugruppen durch Einsatz der ST4 ist recht beachtlich und daher für Anwender älterer Solid Edge Versionen (vor ST4) ein Argument, auf eine höhere Solid Edge Version umzusteigen.

Bei den stärker vereinfachten Zeichnungsableitungen macht sich dieser Vorteil allerdings nicht so stark bemerkbar.

Das liegt daran, dass hier ein größerer Teil der Bearbeitungszeit vom Datentransfer bestimmt wird. Bei den weniger vereinfachten Darstellungen wird wesentlich mehr Zeit für Berechnungen und grafische Aufarbeitung benötigt. Daher ist hier der Vorteil der ST4 gravierender.


Anmerkung zu den Öffnungszeiten der Zeichnungen:

Beim Öffnen der ersten Zeichnung einer Testreihe, wurde vorher eine beliebige andere Zeichnung der Testreihe geöffnet, da sonst das Ergebnis verfälscht worden wäre.
Das Öffnen der ersten Zeichnung in der Testreihe benötigt wesentlich mehr Zeit. Das liegt daran, dass Windows bei jedem weiteren Öffnungsvorgang die Informationen aus der Baugruppe noch im Speicher hat. Da sich diese Testreihe hier nicht auf das Öffnen, sondern auf das Aktualisieren der Zeichnung bezieht, sind die Öffnungszeiten nur Beiwerk und daher eher irrelevant.

Das erste Öffnen einer beliebigen Zeichnung der Testreihe dauerte nach einem Neustart von Windows ca. 60 bis 90 Sekunden – Das Öffnen weiterer Zeichnungen aus der Testreihe dauerte dann nur noch die Zeit, wie sie in den Tabellen angegeben wurden. Nur dieser Wert ist vergleichbar.

 

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